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Dienstag, 12. August 2014

Pflege, Curriculum und Melbournes Gastfreundschaft

Al Green trällert wieder einmal im Hintergrund. Es ist 10:00 pm, die Heizung ist an und ich hab mir ein Glas Vino eingeschenkt. Das Glas muss ich bis ins Unendliche geniessen und am Besten wäre wenn man es noch auswinden könnte, da ich für die Flasche 15 Euro gezahlt habe :)

Schon fast drei Wochen im regnerischen/windigen/sonnigen Melbourne! Mittlerweile weiss ich wie ich mit der Wettersituation umgehen muss. Zwiebellook, Sonnenbrille und Brelly (Regenschirm). Gerüstet für ALLES fahre ich jeden Tag um acht in die Uni und komm meistens zur gleichen Zeit Abends wieder nach Hause. Es gibt einfach viel zu viel zu lernen, zu hören, zu erkunden und ich bin ehrlich gesagt sehr gerne dort.

Mein Vorhaben, Euch meinen "Arbeitsalltag" und vor allem das Curriculum für nursing zu erklären, habe ich mir fast schon wieder aus dem Kopf geschlagen, aber ich will es dennoch versuchen.

Nursing: Wie im letzten Eintrag schon kurz angeschnitten ist die Ausbildung hier ein Bachelorstudiengang der drei Jahre lang dauert. Allerdings gibt es verschiedene Wege.

1. Man kann ein Diploma of nursing machen und ist dann eine "enrolled Nurse". Dieses dauert 18 Monate. Früher hiess dass: Division 2 Nurse. Damit ist man befähigt die Pflege am Patienten auszuführen aber man darf keinerlei Medikamente vorbereiten oder verabreichen, genauso wenig darf man Pflegeplanungen erstellen. Mit diesem Abschluss kann man sich allerdings an der Uni bewerben und wenn man Glück hat kann man ein Semester anerkannt bekommen. Um die nötigen Credits zu bekommen, müssen allerdings die gelernten Themengebiete mit denen des 1. Semester an der Uni übereinstimmen. Falls dies der Fall ist wird man ins 2. Semester befördert.

2. Bachelor (Früher Division 1 Nurse). Nach erfolgreichem Abschluss des dreijährigen Studiengangs ist man dann eine "undergraduate Nurse". Dem kann dann ein "postgrad" Studium angeschlossen werden, welchem dann wiederum der Master aufgesetzt werden kann, was wiederum zum PhD führen kann. Ein "Doctor of nursing" ist in Deutschland einfach sowas von selten. Gibts die überhaupt schon?

Eine weitere Besonderheit ist das "nursing board". Wenn man so will eine Pflegekammer. Hier in Australien heisst die Organisation "Australian Health Practitioner Regulation Agency" (AHPRA). Sie sind verantwortlich für die Registrierung aller Krankenschwestern Australienweit und die Anerkennung des Curriculums der jeweiligen Unis. Vor AHPRA gab es je State (mein Wohnsitz ist in Victoria) ein Board. Vor drei Jahren wurde dies zusammen mit anderen Berufen unter einem Schirm zusammengefasst.
>>Aboriginal and Torres Strait Islander Health Practice Board, Chinese Medicine BoardChiropractic Board, Dental BoardMedical Board, Medical Radiation Practice BoardNursing and Midwifery Board,  Occupational Therapy BoardOptometry Board, Osteopathy BoardPharmacy Board, Physiotherapie BoardPodiatry Board, Psychology Board<<

Zum Thema Registrierung: Man zahlt jährlich 140 $, muss einen "Work-with-children" Pass haben, ein sauberes Führungszeugnisse und Englischkenntnisse nachweisen.

Hier der Link dazu:  http://www.ahpra.gov.au/About-AHPRA.aspx

Sollte jemand von Euch eine Australische Pflegekraft kennen, kann er sie dort finden, nachlesen wann sie registriert wurde, was ihre Fachdisziplin ist und ob sie Dreck am Stecken hat. Oh ja! Ein Beispiel: wenn ein Mitarbeiter Alkoholmissbrauch betreibt kann die Leitung AHPRA informieren. Dies kann (je nach Fall) bis zum Gerichtstermin gehen. Einem Alkoholkranken würden sie aber auf jedem Fall den Zugang zu Medikamenten verwehren und genau dass würde in der AHPRA-Akte stehen, welche der Öffentlichkeit auf oben angeführter Website zugänglich ist.

Die Akkredierungskriterien werden alle drei Jahre überarbeitet und von AHPRA geprüft. Heather, unsere Curriculumsbeauftragte hat mir gestern knappe 3 h in einem zackigen Tempo erklärt wie die Standards und die Anerkennung funktioniert und mich mit 3 übelst dicken Ordner zur Vorlesung entlassen. Uffff..... Gott sei dank war die Abendvorlesung über "Dual Diagnosen" super witzig und entspannt!

Ein weiterer interessanter Aspekt ist die praktische Ausbildung. Da die Studenten nur einmal pro Jahr ein "Clinical Placement" auf Station mit Supervision haben (mehr dazu wenn ich mal auf Station rumgesaust bin) sind sie natürlich nicht so fix mit Pflegehandgriffen. Um dies auszugleichen wird jeder Handgriff, von der Mobilisation bis hin zum extremsten Notfall an Dummies geübt. Und an denen kann man tatsächlich alles üben! Vom Kathetern, über Magensondenlegen bis hin zum Intensivszenario. Hoffentlich liest keiner von meinen Studenten mit, denn in irgendeinem Training wird SIMman durch mich zum bayrischen Grantler :)

Leider kein Video von RMIT sonder von der Nachbaruni: https://www.youtube.com/watch?v=7tu-m0xJjxw



Die erste Woche habe ich ja schon kurz im letzten Blog angeschnitten. Nachdem ich also "set" und ready to go war ging es gleich los. Hatte am Freitag meine 1. Vorlesung. Publikum war ein wahnsinnig geduldiges und freundliches 2. Semester. Thema war Altern in Bezug auf die physiologische Entwicklung. Meine junggebliebene, fast sechzigjährige Supervisorin ist nach der Vorstellung meinerseits vorsichtshalber neben mir stehen geblieben, sollte ich Sprachdefizite haben. Da das Thema unter andrem auch negative Aspekte des Alterns beinhaltet musste ich, mit Mikrophon am Hemd, laut loslachen als ich in Ihr fragendes Gesicht blickte als ich von krummen Rücken und steifen Gelenken sprach. Ab dem Moment war meine Anspannung vorbei und ich war im Redefluss :) Jenni, wenn du mit liest: nochmal Danke für das Vertrauen :)

Mit dem "Head of Disciplin" also der Rektorin der Schule habe ich dann meine darauffolgende Woche durchgeplant. Eine komplette Woche Observation! Dass heisst ich darf mich in alle Vorlesungen reinsetzen um einen Einblick zu bekommen was, wann, wie, durch wen gelehrt wird. Ich lerne und profitiere so unendlich davon! Zum einen weil ich sehr viel fachliches Lernen kann (einige Abendvorlesungen werde ich sicherlich weiterhin nach meinem Arbeitstag mitnehmen) und zum anderen weil ich sehr viel über Didaktik, unterschiedliche Methodik und Unterrichtsphilosophie erfahre.

Man arbeitet hier mit der Taxonomie nach Blooms. Also ähnlich wie es uns an der KsFH gelehrt wurde. Schaut es einfach selber nach :) Lernziele werden tatsächliche visualisiert, Überblick vor Vorlesungsbeginn gegeben, Kontrollfragen (wie z.B. in der Vererbungslehre anhand Harry Potter) bei langen Vorlesungen auch zwischendrin gestellt und danach Platz für offene Fragen gestellt. Oft wird auch mit einer kleinen Wiederholung der letzten Stunde angefangen. Find ich alles sehr gut! Leider gibt es wie auch daheim technische Probleme, z.B. werden die Vorlesungen teilweise nicht aufgenommen weil irgendein Micro spinnt etc. In den meisten Vorlesungen ist man nicht zur Anwesenheit verpflichtet was sich, auch wie daheim, in der schwächten Teilnehmerzahl widerspiegelt. Die Labs (also das Üben von Techniken, Maßnahmen oder Erarbeiten von Fallstudien) ist so gut wie immer verpflichtend.

Auch interessant ist, dass es nicht nur eine Klausur zum Semesterende gibt sondern eine 1. Hürde ohne Note, ein mid-semester Test, ein schriftliches Assignment (eine Art Hausarbeit) und dann noch die Prüfung am Schluss die meist mit 50 % gewertet wird.

Heute hatte ich eigentlich einen Tag Observation, wurde aber gleich eingespannt und einer Gruppe vom 6. Semester zugeteilt um mitzumischen. Hat richtig Spass gemacht. Ihr merkt: Ich bin überall ein wenig dabei. So auch beim Intensivkurs. Im dritten Jahr kann man zwischen mehreren Kursen auswählen und je nach eigenem Interesse einen davon belegen. Im Topf ist auch Specilty nursing, Heisst Intensivpflege. Da ich lang genug dort gearbeitet habe gebe ich in dem Fach jeden Freitag Tutorials. Die Studenten bearbeiten einen Fall und ich gehe von Platz zu Platz und helfe aus, beantworte Fragen etc. Problemorientiertes Lernen. Allerdings muss ich gewaltig vorbereiten weil deren Wissen genauso gut ist wie dass einer Deutschen Intensivschwester mit Fachweiterbildung. Am Freitag machen wir ne Fallarbeit zum Thema Beatmung und der "Case" hat es wirklich in sich. Das fantastische ist dass jeder Fall an dem vorhergehenden anknüpfen wird. Unsere Patientin ist letzten Freitag im ER aufgeschlagen und hat Pneumonie und Asthma. Nächsten Freitag wird sie dann im Verlauf (dass wissen die Studis noch nicht) intubiert und am Ende des Semesters steht bei einem unserer zwei Fallbeispiele Organtransplantation bevor. Dass wissen sie auch noch nicht hahahahaha Der Fall wird von Woche zu Woche neu erfunden, dass macht Spass und ist jedes Semester kniffelig.





So jetzt reicht es aber mal mit Uni/Pflegegeschwader

Melbourne an sich soll ja nicht vergessen werden. Am Sonntag war RMIT open day. Ups... schon wieder ein Uni-thema :) RMIT hat, wie letztes mal erwähnt, 3 Standorte. City, Brunswick und Bundoora (meiner). Am open day konnte man auf jeden Campus gehen uns sich die verschiedenen Fakultäten ansehen. Da ich in Bundoora nicht unbedingt gebraucht wurde, da dass ganze seit langem geplant war, habe ich mich entschieden den City Campus mit seinen ganzen Kunst und gestalerischen Zweigen auszuchecken. Unterstützung bekam ich von einem Amigo aus Melbourne, den ich beim Reisen vor zwei Jahren kennen gelernt hab.  Er hat selbst Kunst dort studiert und mir einen fetten Einblick mit noch fetteren Insidern verschaffen :) Danke dafür Matt!

https://www.youtube.com/watch?v=r0wvHxOM-Po


Die Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft in Australien ist einfach unglaublich. Überall wird man eingeladen, jeder will irgendwie behilflich sein. Mein aktuelles Lieblingsbeispiel ist an der Tram Haltestelle auf dem Weg in die Stadt passiert. Ich hab nicht verstanden was die digitale Anzeige von mir wollte. Irgendwas wegen ner Rally, die Autos haben sich ewig zurückgestaut und die Tram war nirgends in Sicht. Also hab ich einen weiteren Wartenden um Hilfe gebeten. Ich hab ihm erklärt wo ich hin muss, dass ich kein Internetfähiges Handy hier habe um die Linien zu checken und gefragt ob die Tram da hinfährt wo ich hin will. Lächelnd hat er mir erklärt dass es nur zu Verzögerungen kommt und er selbst nicht weiss warum die das mit der Rally einblenden. Eine Station vor meiner Destination kam er in der Trambahn aus dem Nirgendwo angeschlichen, tippt mir auf die Schulter und meint: bei der nächsten musst du raus. Wollt dir nur Bescheid geben. Brauchst du noch ein Handy um jemanden anzurufen oder kommst du klar? What? Ich bin auch hilfsbereit aber so sweet war ich noch nie! Hiermit fordere ich zu mehr Zivilcourage in München und aufm Land auf! Schaut in hilflose Gesichter, nehmt die Leute mit, fragt nach ob alles verstanden wurde!


Hab ich schon erzählt dass ich am Strand war? Melbourne liegt ja am Ozean, um genauer zu sein, im Südlichen Ozean, zwischen der Great Australian Bight und der Tasmanian Sea. Dort war ich aber nicht.. Ich war nur in der Bay und zwar genau EINMAL. Kann gar nicht glauben dass das Fakt ist. Ok, am Wochenende vielleicht wieder. Es war wuuuuuunderschoen! Dass Wetter hat mitgespielt, die kühle Meerbrise hat mir die Haare und den Kopf zerzaust & die Sonne hat mir das Herz aufgewärmt. Die ganzen Skaterkids und Renten flanieren in St Kilda zwischen irischen Backpackern Hippies am Pier entlang. Aber an dieser Stelle sagen glaub ich Bilder mehr als Worte


State Library Melbourne mit fleissigen Studenten

Meine Casita, Besuch aus Deutschland gern gesehen :)



Mein wunderschöne Nachbarschaft in Northcote. Aufi auf'n Berch: Bars, Café's, Bars
 

Blick bei schönem, noch raren Wetter von meiner Tram-Haltestelle in Northcote



St Kilda, Bay, Strand, Sonne


Skater, Radler, junge Leute und alte Semester



Community gardening. Ein Verein bei dem man Pflanzen kaufen kann, selbst anpflanzen kann und am Wochenende ein Gemüseverkauf


 Ganz professionell in der Arbeit. Ich freu mich aufs älter werden.... :)


 Skulpturenpark in den  Dandenong Mountains, west-nördlich von Melbourne GBD. Zu Besuch bei meiner Mentorin. Die Gastfreundschaft hier ist einfach immer wieder unglaublich!


Blick von den Dandenong "Mountain". Ist bald nicht Bayern, ge?

Das war mein Wort zum MITTWOCH. Ja, ich bin Euch schon einen Tag voraus :)
Smooooch! Miri

Samstag, 2. August 2014

Kaffeesnobs & 4 Seasons a day

Wo fange ich an? Am Besten damit, die Tastatur/Sprache an meinem Mac auf Deutsch umzustellen sonst bekommt Ihr Dank Autokorrektur einen wunderbaren Kauderwelsch aus Australien verabreicht.

Melbourne. Endlich.
Für die, die es nicht mitbekommen haben: Ich wollte schon seit Jahren hierher um zu arbeiten. Aber unser Examen der Krankenpflege ist dank unserer wundervollen, deutschen Nicht-akademischen-Ausbildung hier nicht anerkannt. Dass hätte geheissen: zahlen, nachholen und dann irgendwo in einem Altenheim anfangen... Und ihr wisst wie sehr ich an der Intensivstation hänge. Hoffe ich :)

Melbourne, liegt in .... Genau: Australien. Und zwar im Südosten des Landes, im Bundesstaat Victoria. Mit seinen insgesamt 4,25 Million belegt die Stadt den zweiten Platz hinter Sydney. Hier mal ein kleines Bild. Roter Pfeil = Miriam. Südlich von mir liegt noch Tasmanien, hier auch "Tassie" genannt.



Die Zeitung "the Economist" hat Melbourne mehrere Jahre hintereinander zur "most liveable city", also zu lebenswertesten Stadt der Welt gewählt. Und ich muss sagen, man kann es hier definitiv aushalten.

Die ersten Tage bin ich bei Freunden untergeschlüpft. So eine Gastfreundschaft wie hier habe ich selten erlebt. Die organisatorischen Geschichten wie Bankkonto,  australische Telefonnummer und Fahrkarte für die Öffentlichen Verkehrsmittel waren ziemlich simple und schnell organisiert und innerhalb eines Tages hab ich mich schon wie ne kleine Melbournian gefühlt :)

Melbourne an sich besteht aus mehreren Zonen. Downtown, hier GBD genannt, Inner Melbourne und Greater Melbourne.

Das ist das GBD:
Wir befinden uns auf dem Federation Square, erbaut: 1968 Links: Das gelbe Gebäude in der Mitte ist Flinders Bahnhof, ziemlich rechts is ne klein Kirche, die St. Pauls Kirche. Hab den "Türsteher" gefragt seit wann diese Katholische Kirche schon besteht. Oha, da hab ich einen strafenden Blick bekommen. Anglistisch, Fräulein hahahahaha

Die Straßen sind angeordnet wie in den Staaten. Lauter kleine Vierecke, Blocks. Tram- oder Bushaltestellen heissen dann eben: Brunswickstreet/Alberstreet. Man steigt quasi an der Kreuzung aus. Ich checks leider immer noch nicht ganz. Deshalb setzt ich mich immer vorne rein und frag den Fahrer ganz artig ob er mir sagen kann wann ich raushüpfen muss. In den "Öffentlichen" gibt es auch keine Anzeigen, dass wiederum heisst: man zählt die Stops, weil man weiss dass man Stop 49 aussteigen muss oder man hält bei jeder Haltestelle den Kopf raus und schaut auf das Schild an der Haltestelle. Gestern hat der Busfahrer erst mal sein Handy und Googlemaps gezückt als ich Ihn nach meiner Haltestelle gefragt hab. Die Locals checken es also auch nicht wirklich, glaub ich :)

Hier ein Bild von nem typischen Haus in "Inner Melbourne". Das wäre in Münchner Verhältnissen der erste Ring, also die Lage in der meine alte, wunderbare Altbauwohnung liegt. Was hat man hier? Ferienhausartige Holzhütten. Ich muss mir jedesmal wieder das Lachen verkneifen. Es reicht völlig aus, hat immer genug Zimmer und sieht supersweet aus. Aber ich stell mir München oder auch die hügelige Oberpfalz vor und dann macht es keinen Sinn mehr. 


Vegan, Glutenfrei, Organic... Dass sind hier die hippen Wörter. Auf jeder Packung steht mindestens eines der drei drauf. Es ist auch wirklich nicht schwer hier Vegetarier oder Veganer zu sein, denn an jeder Ecke gibt es Vegi-restaurants, fast soviele wie in München Biergärten :) Der Trend zum gesunden Leben wird hier nicht nur von der Regierung gepusht sondern von den jungen Leuten gehypt. Jeder, und ich meine tatsächlich fast alle, die ich kennen gelernt habe, sind Künstler, Musiker, oder organisieren in Ihrer Freizeit Demonstrationen (auch Ladys mit denen ich arbeite!) und sind irgendwo engagiert. Man kommt sich direkt faul vor, wenn man mal einen Abend zuhause bleiben will. Ja, ich bin seit knapp über einer Woche hier und ich wollte heute mal zuhause bleiben. Auch diese Tage gibt es manchmal in meinem Leben :) 

Kaffeesnobs... so heißt ja der Titel der ganzen Story hier :) Melbourniens sind Kaffeefeinschmecker. Oder zumindest tut jeder so. Ich hab von Leuten gehört dass sie 3 mal einen Kaffee im Café  zurückgegeben haben weil er nicht so war wie er sein sollte. Natürlich ist der Kaffee auch immer organic! Ich geb schon zu, ich als exzessive Kaffeetante liebe es ja. Es wird ein riesen Tamtam aus dem schwarzen Gold gemacht :) Der Barista nimmt sich natürlich die Zeit die Bestellung bis ins kleinste Teil mit dir durchzugehen. Ich wusste nicht mal dass es Milchsorten wie "Reismilch" gibt, die ich in meinen Kaffee tröpfeln könnte! Selbstverständlich kann der junge, super hippe Barista mit seinen selbstdesigneten Unterarmtätowierungen und seiner langen Mähne, die lässig unter der Beanie (Mütze) hervorspitzt sagen woher die Bohne kommt und ein Muss ist natürlich das Rösten vor Ort. Hach... wie ich es liebe. Ein bisschen zum Schmunzeln ist es schon, aber ich sag Euch eins: wenn ich zurück bin werde ich mit dem Uni Kaffee am Eck ein ernstes Gespräch führen müssen... :)

Streetart wird in Melbs auch sehr gross geschrieben. Die "Croft Al." is zum Beispiel eine, von der Regierung freigegebene Gasse in Chinatown (!!ja, es gibt ein Chinatown hier!!),  die von Künstlern aus der Stadt wechselnd gestaltet wird. Am Ende der Gasse befindet sich eine Bar, das Croft Institute. Sehr fantasievoll, gruseliges Ambiente mit knackigen Preisen. Einen kleinen Cocktail, in Bayern sagt man: "a Maul voll", hab ich mir zubereiten lassen und druckfrische 20 $ dafür hingeblättert. Ich habe jeden einzelnen der gefühlten vier Schlücke (benutzte das Wort glaub ich zum ersten Mal in meinem Leben) exzessiv genossen.      --> http://www.thecroftinstitute.com




Die Facebookgemeinde kennt das Bild ja schon, ich musste direkt Lachen als ich die ganzen Daumen gesehen hab. Smooootch :) Schön dass Ihr Euch alle für mich freut, ich freu mich auch für mich :)

Mein 1. Arbeitstag in der Uni hat gut angefangen. Die Sonne hat vom Himmel geblinzelt und der Wind hat meine Frisur auch nicht gänzlich zerstört. Schon mal Top!

Ich arbeite an der RMIT, dem Royal Melbourne Institute of Technology, auf dem Campus in Bundoora. Habe mich vor ein paar Monaten spontan bei mehreren Australischen Unis beworben und an der RMIT wurde so herzlichen via Mail aufgenommen dass ich mich dafür entschieden habe.

Gegründet wurde die Uni 1887, von Francis Ormond. Neben dem Hauptstandort in der City gibt es eben noch den Campus im Norden an dem ich arbeite, einen in Brunswick (bei den hippen Baristas), den Fisherman Bend, den Hamilton, den Lakes Entrance Campus und den Point Cook Standort. 

Dann gibt es noch zwei Standorte in Asien und einen kleinen in Barcelona und Genf. Eine Zusammenarbeit besteht mit irre vielen Deutschen Firmen, wie DLR, Lufthansa, Audi.....

An den verschiedenen Standorten pauken insgesamt über 60 000 Studierende in Technologie, Design, Business, Kommunikation, Gesundheit und Urban sustainable futures. 


--> Link zum Berieselungsvideo der Uni       https://www.youtube.com/watch?v=v5xSGVdHx50





Ja, wir sind rauchfrei. Es gibt auf dem ganzen Gelände 2 ausgewiesene Raucherstandorte, schön mit weisser Linie aussen rum.


Mein Büro: es fehlt mir ein klein wenig ein Fenster, aber da ich mich bis jetzt nicht so oft im Office am Stück aufgehalten habe nervt es mich auch noch nicht. Die Bücher? Ja, alles meins. Ich plane grad schon eine Vorlesung für nächste Woche, die ich aber voraussichtlich nicht selber halte sondern erst mal vorbereite. Die Ausbildung ist in 3 Jahre aufgeteilt, jeweils 2 Semester. Wir sind schon im in der Woche III im zweiten Semester angekommen. 
Meine Kollegen, die Professoren sind aller wahnsinnig nett, freuen sich dass ich ein bisschen mitmische und da ich ja auf Intensiv gearbeitet habe, bereite ich ab Montag auch noch die Intensivstunden für das letzte Semester mit vor und unterrichte im Sim-Lab. Dazu aber mehr wenn ich tatsächlich auch weiss was ich da genau zu tun habe. Briefing, Action, Debriefing is bisher was ich mitbekommen habe. 

Ich glaub über das Curicculum und Nursing in Australien und was meine Themen so sein werden erzähl ich beim nächsten mal etwas. Nur so viel sei schon mal gesagt: Meine Lehrprobe wird sein: "Sexuality und emotional development" vor 230 Schülern. Das ganze wird auch Video- und Audiogetaped hahahahah ich lach jetzt schon. Dr. Sexualspezialist Häusler aus good old Germany... 


Bundoora Campus, Hauptgebäude im Regen.



Da komm ich doch gleich zu den "4 saeasons a day", also den 4 Jahreszeiten an einem Tag. Donnerstag und Freitag war tatsächlich krass. Morgens um 7:00 bin ich mit den Sonnenstrahlen aufgestanden. Es war bitterstkalt, aber sobald die Sonne da war, wars ok. Also ich Mittags Essen gegangen bin hast wie verrückt gestürmt. Als ich endlich meinen PC installiert bekommen habe (IT Prozesse dauern genauso lange hier wie daheim... Tsss) und mein Emailkonto eingerichtet hatte kam mit meiner Begrüssungsmail eine Wetterwarnung: Starker Wind, bis zu 70km/h. Bitte keine Autos unter Bäumen parken). Oha! Abends als ich dann raus bin hat es so stark geregnet dass mich ne Kollegin bis zur Tram mitgenommen hat. Gestern dann gleiches Szenario, nur dass es Abend so gewaltig gerumpelt hat dass ich ehrlich gesagt kurzzeitig nicht das Haus verlassen wollte...

Also an dieses Wetterzinober muss ich mich erst noch gewöhnen. Heute kann es regnen, stürmen oder schneien... Ich strahl einfach selber wie der Sonnenschein :)


Kuriositäten beim Einkaufen: Also Zigaretten sind wahnsinnig teuer. Die Schachtel gehört meinem Mitbewohner, welcher mir erklärt hat dass er 22 $ dafür gezahlt hat. Rollen wie immer billiger. Aber fällt Euch "Rauchbirschala" daheim was auf? Ja, von dem "herzzerreissende Bild" (Achtung Wortwitz!) mal abgesehen? Richtig! Der Brandname steht nicht drauf! Die Tabakindustrie steht Kopf und klagt. Australiens Regierung sagt: Kein werbender Marlboro-Schrifzug wird die Schachtel zieren. Seit dem Rauchverbot in Räumen haben hier 40 % aufgehört und mit der Erhöhung der Steuern nochmal ein paar Leute mehr... 



Ein weiteres Rätsel! VEGEMITE. Jeder der schon mal mit Australiern zu tun hatte kennt das Drama wenn der Topf leer ist. Der Hefeextrakt ist schmeckt salzig, malzig und leicht bitter. Wer will dass dem Brot zum Frühstück serviert bekommen? Ich mag die Anordnung in dem Regal: Nutella oben und das Vegi drunter. Vegemite wird ausserdem in Melbourne hergestellt. Wäre es eine Überlegung wert die Brauereien in München anzustiften, Ihre Abfallprodukte nach Australien zu verkaufen? Checkt dass mal...

Hier noch ein kleines Schmankerl: Aussie Blokes being dickheads... 1:10 min
https://www.youtube.com/watch?v=XfR9iY5y94s

"...and he just smiled and gave me a Vegemite-Sandwich..."



Im neuen Daheim bin ich auch angekommen. Northcote ist meine Hood. Ziemlich geiles Viertel genau zwischen Downtown und Uni. Sweete Nachbarschaft und eine Strasse weiter 100 Bars :) 
Der Brite, dessen Zimmer ich übernehme hat Kraftwerkposter und Tresoreintrittskarten hier aufgehängt. Ich weiss nicht ob er mir so einen netten Empfang bereiten wollte oder ob er einfach einen besonderen Musikgeschmack hat. 




3. More than 85% of Australians live within 50km of the coast
4. Gina Rinhard, Australia’s richest woman, earns $1 million every half hour, or $598 every second.

Bis bald meine Lieben, ich smooooooooch Euch alle ganz ganz dicke! Miriam, Mims, der Schmetterling