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Sonntag, 30. November 2014

FROHEN 1. ADVENT - WORT ZUM SONNTAG

Nein, ich hab nicht vergessen zu schreiben – ich war nur jeden Tag „Melbourne-busy“ :) 

Die letzten Wochen sind wie im Flug vergangen und ich kann nicht glauben dass meine Zeit hier schon fast vorbei ist!

Die Sonne brennt auf die Straße, man kann mittlerweile nicht mal mehr barfuß über die Straße gehen, weil man Blasen an den Sohlen entwickelt. Ich sitze im Schatten meines Lieblings Cafés, mit einem kalten Eiskaffee vom Feinsten und versuche den Anfang für meine Story der letzten Wochen zu finden.


Vielleicht beginne ich einfach bei Aron, meinem Lieblingsbarista. Immer wieder bin ich erstaunt wie viel Energie eine Person haben kann und was man alles erreichen kann, wenn man nur will. Er hatte einen Schlaganfall nach einer simplen Tonsillektomie mit 12 Jahren. Heute ist er Besitzer von zwei gut gehenden Cafés in Melbourne, träumt von einer Kaffeefarm in Costa Rica und seine Hemiparese hält Ihn davon bestimmt nicht ab. Ich habe in dieser pulsierenden, wundervollen Stadt soviel Menschen mit unglaublichen Lebensgeschichten getroffen und bin immer wieder inspiriert von deren Energie. Dazu gehören auch einige meiner Kollegen an der RMIT.

Meine „Head of School“ ist eine davon. Neben der Koordination des gesamten „Nursing Programms“, gibt sie zeitweise Unterricht und hat eine weitere Vollzeitstelle als „Head of Teaching and Learning“. Wie sie eine Familie samt Hund unterbringt ist mir immer noch ein Rätsel. Von Ihr und weiteren Kollegen konnte ich soviel lernen und jeden Tag war ich begeistert von der Energie, die sie mit in den Unterricht und ins Kollegium bringen.

Simulationstraining





Ein weiterer Kollege, einer unserer „casual teacher“, wird mir auch für immer im Gedächtnis bleiben. Er unterrichtet dass Fach „Indigenous Health“, ist ein Aboriginal und durch ihn und meine Chefin hatte ich die „once-in-a-lifetime-chance“, als „Clinical Educator“, zusammen mit ein paar Studenten, in einer Indigenen Community zu arbeiten. Das Projekt wurde vor einem Jahr von der Uni ins Leben gerufen und ist einzigartig in Victoria. Jede Uni, in der Nursing unterrichtet wird, muss in den nächsten Jahren das Fach „„Indigenous Health“ unterrichten. RMIT hat sich dieses aber schon vor einiger Zeit auf die Fahnen geschrieben und hat mit einem „Clinical Placement“ in einer indigenen Community, welches letztes Jahr ins Leben gerufen wurde noch eins draufgesetzt. Verschiedene Unis wollen mittlerweile Ihren Fuß in die Tür bekommen, was von der indigenen „Community“  strikt abgelehnt wird. Mein Kollege Jas, kommt ursprünglich aus dieser „Community“ und ist Teil der „Stolen Generation“, von der ich im letzten Eintrag berichtet habe. Jas wurde von einer weißen Familie adoptiert und ist in einem „Mainstream- Leben“ groß geworden. Seine Adoptiveltern haben, im Gegensatz zu vielen anderen Adoptivfamilien, den Sprung zwischen den zwei Welten geschafft und Ihn in den Sommerferien jedes Jahr zurück in die Community, zu seiner leiblichen Mutter geschickt. Dadurch hat er nie den Kontakt zu seiner Familie und deren Lebensart verloren. Als er die Schulzeit beendet hat wusste er lange nicht was er tun soll und besonders, für welches Leben er sich entscheiden soll. Seine Eltern haben Ihm daraufhin die Wahl gelassen, zurück in die Community zu gehen oder ein Studium zu beginnen und Ihm versprochen, egal welchen Weg er einschlägt, ihn finanziell und emotional zu unterstützten. Er entschied sich für die Community, seine leibliche Familie und Freunde. Nach zwei Jahren Erfahrung kam er zurück nach Melbourne und schlug den „Mainstream- “, den „weißen“ Weg ein.  Die nächsten 15 Jahre arbeitete er als, einer der damals wenigen, Aborigines bei Quantas, DER Fluggesellschaft in Australien. Vor ein paar Jahren entschloss er sich erneut zu einen Berufswechsel: Pflege, um der Community etwas zurück zu geben. Heute arbeitet er Teilzeit in einem der größten Krankenhäuser Melbournes im Emergency Department, Teilzeit in der „Victorian Aboriginal Community Controlled Health Organisation“ und nebenbei noch als Tutor und Lektor an der Uni. Die meisten Aborigines haben nicht soviel Glück wie er. Die Lebenserwartung ist deutlich kürzer (Killer No 1 ist Alkohol), der Lebensstandard deutlich geringer und die Jobaussichten wesentlich schlechter (alles im vorhergehenden Eintrag).

Die besagte Community ist in East Gippsland, in Victoria, nähe Lakes Entrance. Wunderschöne Gegend, direkt am Meer.

Indigene Menschen wurden dort in eine Mission zusammengepfercht und es wurde versucht, sie dem westlichen Standard anzugleichen bzw. „auszubrüten“. Viele der ungefähr 200 „Dorfbewohner“ (Jas hat mich immer ausgelacht wenn ich vom Dorf gesprochen habe) waren Teil der „Stolen Generation“, welche irgendwann zurück in die Mission gezogen sind. Vor ein paar Jahren hat die Regierung das Land, auf dem die Mission war, als „Trust“ der Community geschenkt. Damit ist es ein Privatgrund und deshalb „geschlossen“, heißt man benötigt eine Genehmigung von den „Elders“ um das Land zu betreten. In der Mission (wird immer noch Mission oder Trust genannt) befindet sich auch ein Health Care Center, in dem unsere Studenten Blutdruck messen, Blutabnehmen und weitere gesundheitsfördernde Maßnahmen unter unserer Aufsicht durchführen durften. Im Fokus stand allerdings die kulturelle Erfahrung, weshalb mein Kollege und ich uns einen Plan zurecht gemacht haben, wie wir dies am Besten gestalten. Während ich eine Liste geschrieben habe, meinte er nur „wir gehen mit dem Flow...  Blackfella time!“. Letztendlich ist es eine Mischung aus Beidem geworden :)

Die Community ist eine kleine Halbinsel im See mit Zugang zum offenen Meer. Der nächste Supermarkt ist 30 km entfernt, die nächste Schule 20km. Ein Bus kommt täglich um die Kids abzuholen, um dass Land ansonsten zu verlassen benötigt man ein Auto. Wer ein solches nicht besitzt ist mehr oder minder auf die Nachbarn oder Familienmitglieder angewiesen.  Die Regierung vergibt Pakete (ähnlich wie unser Hartz System) an die arbeitslosen Menschen und Löhne an die Minijobber. Dazu zählen: Rasenmäher, Holzhacker, Kuhtreiber (es gibt Rinder in der Community) etc. Jeden Morgen um 7 waren wir auf dem „Trust“, der Mission, im Frückstücksprogramm involviert, mein Lieblingsteil unseres Aufenthalts. Alle Schulkinder, die morgens in den Gemeinschaftsraum kommen, erhalten Frühstück und ein Lunchpaket. Hört sich nicht spannend an, aber hier bekommt man ein Gefühl für das Leben. Welche Mama bringt Ihre Kinder pünktlich, welche Kinder kommen alleine, wie sind sie angezogen, wie sehen Zähne und Haare aus, im Gespräch mit den Eltern bekommt man mit wer letzte Nacht betrunken war, wer Pay-day hatte, also wer Lohn bekommen hat: sehr wichtig, denn in dem Haus steigt die Party etc. Durch das Frühstücksprogramm habe ich viel mehr über die Community, das Leben dort und die Gesundheitsprobleme erfahren und VERSTANDEN als ich jemals in einem Krankenhaus erfahren hätte. So konnte ich die Theorie aus aus den Vorlesungen mit dem realem Leben verknüpft. Da ich mit Sätzen wie „lamentieren bringt jetzt nichts, die Situation ist jetzt so... Ez pack mas einfach an!“ aufgewachsen bin war es anfänglich sehr schwer für mich zu verstehen, warum es immer noch zu einer verkürzten Lebenszeit und schlechten Standards in indigenen Communitys kommt. Die jetzige Generation ist nicht mehr Teil der Stolen Generation und doch ist der Gesundheitszustand schlechter als bei weißen australischen Kindern. Es ist ein Teufelskreislauf, die Eltern leiden an Depression und Suchtproblemen und sind die einzigen Vorbilder der Kids, Rassismus in ländlichen Gebieten verstärkt dass Problem. Durch Bildung und Gesundheitsvorsorge kann dies hoffenlich in den nächsten Jahren verhindert werden kann. Irgendwie hoffe ich, dass ich den Mädls, mit denen ich jeden Morgen vor der Schule geratscht habe, ein Vorbild sein konnte und sie weiterhin zur Schule gehen und einen Abschluss erhalten. Die Studenten habe sich teilweise schwer getan, besonders weil sie etwas jünger sind und nicht wussten wie sie mit den Eltern ins Gespräch kommen sollen, aber Jas hat jeden involviert und so hatten wir zwei wahnsinnig interessante, lehrreiche, unvergessliche zwei Wochen.



 
Die Woche vor und die Woche nach der Community habe ich in einer Klinik mit anderen Kollegen verbracht. Pro Schicht hat ein „Clinical educator“ acht Studenten auf verschiedenen Stationen. Jeder „Schüler“ ist mit einer Buddy-nurse gepaart, heißt eine registrierte Pflegekraft arbeitet mit einem Studenten pro Schicht zusammen und der „clincial educator“ kommt unangekündigt vorbei um verschieden Skills zu prüfen. An zwei Tagen durfte ich auf Intensivstation arbeiten und zusammen mit einer ehemaligen Pflegekraft aus der Schweiz haben wir dort vier Studenten betreut. Zusammenfassend kann ich sagen: so sehr ich von dem theoretischen Wissen der Studenten hier begeistert bin (Herztöne abhören, Reflexe testen, Ultraschall, Katheter legen...), die deutschen Krankenpflegeschüler sind, wenn es um Basic skills der Patientenversorgung geht, um Meilen besser. Dafür haben die australischen Studenten nach Ihrem dreijährigen Studium ein „Grad-year“, in dem sie auf Station arbeiten,  einmal pro Woche einen „Teaching-day“ haben und unter Supervision stehen. Kann ich als nächstes in einem Land arbeiten in dem es den Mittelweg gibt? Her mit den Tipps Leute! Mehr dazu in meinem Vortrag an der Uni daheim im März :)

Mein Neues Hobby: Segeln. Warum hat mir bisher niemand erzählt wie viel Spaß es macht? Nächstes Jahr wird definitiv der Tegernsee mit einem Katamaran unsicher gemacht!!! Piratenfreunde zuhause: macht Euch bereit und hisst die Segel! Wir haben am Samstag in der Bay in Melbourne den ersten Platz mit einem zweier Katamaran gemacht. Dass liegt aber vor allem an den Skills meines Arbeitskollegen,  der seit ungefähr 45 Jahren segelt. Hahahahah Egal, mein Job als Matrose(in) war um Längen besser als dass Ding zu lenken! Eingeklinkt wie bei Klettern stand ich am Rand des Katamarans, nach außen gelehnt, um Ihn vor dem Kippen zu bewahren, beim „tacking“ oder „jibing“ habe ich die Segel gehisst und bei Rückenwind den Kite flattern lassen! Unter uns 40 cm grosse Jellyfische, die Sonne im Nacken und das eiskaltes Baywasser auf dem Wetsuit. Schön langsam wird’s schwierig zu sagen „BEST DAY EVER“, weil ich soviele wunderbare Sachen erlebe, aber ich hätte mir beim Besten Willen keinen besseren Samstag Nachmittag, bei den Temperaturen vorstellen können!






 DER KATAMARAN





MELBOURNE BAY - WILLIAMSTOWN



Temperatur: Es ist heiß! So heiß, dass mein Lippenstift in meiner Handtasche schmilzt. Meine Mitbewohnerin lacht nur und meint: dass passiert ihr ständig im Sommer.. Ja, im Sommer! Aber doch nicht im Frühling!! Hahahaha Kaum kommt die Sonnen raus sitzen alle im Kaffee oder Park und lassen die Seele baumeln. Ich radl lieber 40 Minuten zum Klettern mit Freunden und Boulder mir den nächsten Muskelkater herbei :) Heute dachte ich tatsächlich ich werde an einem Hitzeschlag sterben!

Dass wars mit meinem Wort zum Sonntag! Ich hoffe es geht allen zuhause gut, die Kamine sind schon angeschürt, Glühwein steht schon bereit und die ersten Weihnachtsfeiern sind nicht zu sehr eskaliert hahahaha

Fühlt Euch alle herzlichst umarmt und einen Frohen 1. Advent 
 

 
XX Miriam

PS: „LOL“ heisst übrigens „Laughing out loud“ und nicht „Lots of love“. Ein Arbeitskollege hat mit einem –LOL- das Beileidschreiben anlässlich des Todes der Mutter seines Freundes unterschrieben. Kam nicht gut an hahahahahaha




VICTORIA MARKET













KEINER KANN VERSTEHEN WARUM ICH STÄNDIG AUSFLIPPE - WHAT? WIE FANTASTISCH IST DENN BITTE AUSTRALIENS WILDLIFE! 





FUCK OFF! (ACHTUNG LANGUAGE!) HAHAHAHAHA


WHAAAAT?


  

Sonntag, 28. September 2014

Aborigines, Dreamtime Melbourne

Schon seit zwei Monate bin ich hier in “Down under” und hab es seit Wochen nicht mehr geschafft irgend etwas in meinen Blog zu kritzeln.


Ich will Euch gar nicht mit meinem “Work-life-balance-problemen” langweilen, deshalb schneide ich ein Thema an, welches mir sehr am Herzen liegt. Leider bekommen wir im “Westen”, so zumindest mein Eindruck, sehr wenig mit was hier politische passiert. Mal von der umstrittenen “Toni Abott Regierung” abgesehen, liefen oder laufen hier ein paar Dinge gewaltig schief…. Lasst uns ein paar Jahrhunderte zurück gehen.

Indigene Flagge 

In meinem ersten Eintrag hab ich kurz über Niederländer und Engländer und die Eroberung von “Terra Australia” geschrieben. James Cook ist 1770 in Australien mit seinem Segelschiffchen aufgekreuzt und hat dass Land zum Besitz der englischen Krone erklärt.... doch was war davor?








Woher kam die Aborigines ursprünglich? Man geht davon aus dass die Wurzeln in Afrika liegen. Durch eine weitere Einwanderungswelle vom indischen Subkontinent und Indonesien entwickelte sich die Kultur weiter. Außerdem wird hier in Australien immer von „Aborigines und Torres Strait Islanders“ gesprochen. Die letzteren sind ein eigener Stamm, welche sich nicht zu den ersteren zählen. Sie leben im Norden von Queensland. Ihre Kultur ist stark beeinflusst von Zentralaustralien aber auch von Papua Neu Guinea.


Was gibt einem dass Recht ein Volk dass seit 40 000 – 60 000 Jahren in einem Land lebt zu ignorieren? Ich habe mir schon in Latein-, und Mittelamerika Gedanken dazu gemacht. Als die Eroberer in Down under ankamen lebten hier ca 700 verschieden indigene Gruppen, mit unterschiedlichen Kulturen und verschiedenen Sprachen. Dies macht es auch ein wenig schwierigen den Hintergrund zu beschreiben. Der Großteil der Aborigines war ein Nomadenvolk. Von Generation zu Generation wurde dass Wissen über das Land, Flora und Fauna, weitergegeben. In der Regensaison zogen sie in den Teil des Landes, welcher weniger überschwemmt war, dafür umso ertragreicher war, sie brannten Eukalyptus Bäume nieder, da diese nur Samen ausschütten wenn sie verbrannt werden, betrieben Fischerei, usw. Sie waren über den ganzen Kontinent verstreut und hatten sich an die jeweiligen Klimabedingungen angepasst. Da die Aborigines allerdings nie an einem Ort in Häusern lebten oder das Land bewirtschafteten, wie die Europäer, gingen die “Eroberer” davon aus, dass Ihnen dass Land nicht “gehörte”. Die Engländer nannten es deshalb “Terra nullis” – Niemandsland und hissten 1788 die “Union Jack”.



Dreamtime und Kultur

Als Dreamtime wird der Glauben der Aborigines bezeichnet. Es beginnt mit der Schöpfungsgeschichte, den Ahnengeistern wie der Regenbogenschlange oder dem „Großen Känguru“, welche das Land und alle Lebewesen erschufen und prägten. Deshalb glauben sie in erster Linie nicht an unsichtbare Geister sondern an Felsformationen oder einen Flussverlauf der durch die Regenbogenschlange geprägt wurde. Auch Reinkarnation spielt eine Rolle, alle Pflanzen oder Tiere waren irgendwann Menschen. Göttliche Wesen werden in drei Kategorien eingeteilt: Die Schöpfungsfiguren, die Ahnen, und die „Totem Beings“. Durch die Dreamtimestorys wurde auch das Wissen von Generation zu Generation weitergebeben und weiterentwickelt.  Die Geister, Pflanzen und die Landschaft sind in vielen Felsenmalereien festgehalten worden, wodurch man heute Zugang zur Vergangenheit hat. Es gibt verschiedene Versionen der Dreamtime, welche je nach Geschlecht, Alter oder Zugehörigkeit weitergegeben wird. Nicht mehr weit verbreitet sind die Riten wie Tänze und Gesänge für die Naturgötter allerdings gibt es noch den wichtigsten Brauch der „Inition“. Dieser dauert bis zu mehreren Wochen mit nächtlichen Gesängen, Tänzen, „Storytelling“. Hier werden die Dreamtime Storys an Jugendliche weitergeben. Danach werden die männlichen Jugendlichen am Oberkörper geschnitten. Die Narben sind ein Zeichen von Heiratsfähigkeit. Eine weitere wichtige Zeremonie ist die Beerdigung. Die Aborigines bemalen sich weiß, ritzen sich selbst, tanzen und singen um dafür zu sorgen dass die Seele des Toten zurück zum Geburtsort kehrt, an dem sie später wieder geboren wird.



Wie oben schon festgehalten ist es schwer „die Aborigines“ zu beschreiben. Auch sie selbst haben Probleme ihre eigene Kultur zu beschreiben. Einerseits sind sie sehr stolz auf Ihre Kultur und wollen sie mit anderen Teilen, andererseits wurden eben Dreamtime Storys in verschiedenen Versionen erzählt und gewissen Geheimnisse nur an die „elderly“, die Ältesten weitergeben. Um die Kultur und Traditionen zu wahren wird versucht dies weiterhin zu pflegen. Dies macht es natürlich schwer für Außenstehende alle Hintergründe und Verhaltensweisen zu verstehen. 



Als die Engländer mit der „first fleet“ eintrafen wurde sie von den Aborigines freundlich empfangen. Es kam zum Tauschhandel, da sich die Neuankömmlinge noch nicht selbst versorgen konnten. Allerdings waren die Tauschaktionen nicht wirklich fair, so wurden z.B. Werkzeug und Waffen gegen Land eingetauscht, bis die indigene Bevölkerung in kleine Communitys zurückgedrängt wurden. Stellt Euch vor Ihr wisst nicht was es heißt ein Grundstück, also ein Stück Erde „zu besitzen“. Aborigines haben ein anderes Verhältnis zur Erde, sehen sich ihr „Pfleger“ und versorgen sich im Austausch mit Fleisch und Pflanzen. Im Verlauf kam es zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen den Völkern. Da die Siedler anfingen Landwirtschaft und Viehzucht zu betreiben und die Indigenen zurückgedrängt hatten, blieb diesen der Ursprüngliche Zugang zu Nahrung verwehrt. Sie begannen Schafe und Rinder zu jagen. Dies war einer der Gründe warum es zu geplanten Massakern an der Indigen Bevölkerung kam. In Tasmanien z.B. wurde die gesamte indigene Bevölkerung ausgelöscht.


Ein weiteres Problem, welches mit den „Eindringlingen“ kam, waren Krankheiten. Aborigines hatten keine Abwehrkräfte gegen Pocken und Influenzaviren. Zudem brachten die Europäer Geschlechtskrankheiten ins Land. Die indigene Bevölkerung schrumpfte von geschätzten 400.000 – 1.000,000 auf 50.000 Menschen zusammen.


Um weitere Eskalationen zu vermeiden wies die Regierung den Indigenen eigene Protektorate zu. Nach dem Vorbild von Weißen Siedlern sollten sie dort eigene Communities aufbauen. Ich finde dass einfach nur verrückt! Das war Mitte des 19. Jahrhunderts.


1890-1937 gab es den „Aboriginal Protection Act“ in Victoria. „Chief Protectors“ erhielten die Kontrolle über Wohnort, Arbeit, Leben und dass Leben der Kinder von Aborigines. Sie mussten westliche Kleidung tragen, wurden von Familien getrennt, durften Ihre Kultur und Sprache nicht mehr ausüben und verloren so gänzliche den Bezug zu Ihrer Identität. Doch dass schlimmste kommt erst noch. Die „Assimilation policies” von 1938 1968. –STOP- . Den Zeitraum nicht beim Lesen überfliegen! 1968!!! Die Zeit der sexuelle Revolution in vielen Teilen der Erde, die Zeit der Bürgerbewegungen, das Jahr in dem Martin Luther King umgebracht wurde und dass Jahr in dem Owen Wilson und Will Smith geboren wurden.


Was sind die
„Assimilation policies”? In der  Aboriginal Welfare - Conference of Commonwealth and State Authorities“ wurde die „integration“ der Indigen Bevölkerung in die „Weiße“ Bevölkerung beschlossen. Hört sich vorbildlich an, war aber alles andere als das! Das ganze geschah nämlich ob sie dass wollten oder nicht!


In 50 years we should forget that there were any Aborigines in this country.“
—A.O. Neville, Western Australian Chief Aboriginal Protector
(In 50 Jahren werden wir vergessen haben dass es irgendwelchen Indigen in diesem Land gab.)







The governments in the 1930s said children had to be taken away from their parents because the influence of their own communities was immoral and they were in danger of abuse and neglect, but the real agenda then was to de-Aboriginalise them.“


—Michael Anderson, Aboriginal leader
(Die Regierung in den 30igern veranlasste dass Kinder von Ihren Eltern getrennt wurden, weil deren Einfluss und der, der Communities unmoralisch war und sie in Gefahr von Missbrauch und Vernachlässigung waren. Die eigentliche Agenda war allerdings sie zu De-Aboriginalisieren.)


Kinder wurden ohne Vorwarnung aus den Communities 1000 von Kilometern weit verschleppt, in weissen Familien untergebracht, christlich erzogen, zu Hausmädchen oder billigen Arbeitskräften gemacht. Man versuchte zu erreichen die Aborigines „auszuzüchten“, das Wort „debreed“ wurde tatsächlich verwendet. Der Plan war, nach ungefähr vier Generationen keine Aborigines mehr im Land zu haben. Diese Vorgehen, gegen sämtliche Menschenrechte, ging als „Stolen Generation“ in die Geschichte ein.

Wir hatten eine Gastdozentin an der Uni, die selbst ein Kind der „stolen generation“ war. Sie musste mitten im Vortrag unterbrechen, weil sie weinte. Sie war nicht die einzige. Ich saß mit Tränen in den Augen in der ersten Reihe. Obwohl ich davor viel darüber gelesen und mir verschiedene Dokus angesehen habe, war es eine ganz andere Erfahrung die Geschichte „aus erster Hand“ zu hören. Am meisten hat mich der Punkt getroffen, dass sie sich Ihrer Identität beraubt fühlt. Stellt Euch vor, Ihr werdet als Kleinkind ohne Vorwarnung aus Eurem Dorf, aus Eurer Familie gerissen, dürft nicht mehr Eure Sprache sprechen, dürft nicht mal dran denken Eure Kultur auszuleben (He, ihr Bayern.. keine Kirwa dein Dialekt und Wiesenbräuche!), werdet mißhandelt und wisst nicht wie Ihr zu Eurer Familie zurückkommen könnt, ob sie noch leben oder sonstiges! Was dass dies mit Eurer Bindungsfähigkeit oder Eurer mentalen Gesundheit macht brauch ich wohl nicht aufführen. 1967 gab es ein Referendum welches den Indigenen neue Hoffnung gab. Aborigines erhielten dass Recht zu wählen und die Regierung versprach Ihnen zu helfen.



Insgesamt wurden ca. 35.000 Kinder also ungefähr jedes 3 – 10 Kind aus der Familie gerissen. Seit 1998 gibt es den National Sorry Day, welcher aber nicht amtlich ist. Am 13. Februar 2008 hielt der Premierminister bei seiner Rede zur Amtseröffnung eine Entschuldigungsrede. Dies war unter anderem Teil der Wahlkampagne. Die Opposition sprach sich ausdrücklich dagegen aus.


Die Folgen der Politik, im Zusammenhang mit der Indigenen Bevölkerung, sind vehement. Die Lebenserwartung ist ungefähr 15 Jahre kürzer als die der weißen Australier. Die Kindersterblichkeitsrate ist immer noch 3 mal höher.  Diabetes, Nierenversagen, kardiovaskuläre Krankheiten sind vielfach höher in der Indigenen Bevölkerung als bei den „weißen“ Australiern. Melbourne hat ein sehr großes Problem mit Crystal Meth. Am meisten betroffen sind allerdings Aborigines, da sie sich unter anderem aufgrund Ihrer Vergangenheit und der immer noch vorherrschenden Diskriminierung in Alkohol und Drogenabusus stürzen.


Jeden Donnerstag gehe ich zu den Gastdozenten im Kurs „Indigenous Health“ und jedes mal werde ich auf Neue aus meiner heilen Welt gerissen. Die Studenten im zweiten Jahr geben außerdem in 3er Gruppen kleine Präsentation zu diversen Krankheitsbildern. In dem Kurs kann ich meist „crossmarken“, also Noten geben und diese mit meinen Supervisoren vergleichen. Eine gute Übung, was mein Praktikum angeht, aber mehr noch eine wunderbare Lernmöglichkeit für mich zum Thema „Indigenous Health“.


Ich hoffe die ganzen Informationen und Buchstaben haben Euch nicht abgeschreckt alles zu lesen. Es gibt einige gute Internetseiten darüber, allerdings muss man aufpassen von wem sie publiziert wurden da oftmals einiges beschönigt wird. Ich habe die meisten Infos aus den Vorlesungen und teileweise aus den zwei Internetquellen unten herangezogen.

http://www.creativespirits.info/aboriginalculture/history/aboriginal-history-timeline-2000-today

Ein guter Film dazu, den ich schon ein paar interessierten Freunden ans Herz gelegt habe:

Rabbit Proof Fence


Ich hoffe der eine oder andere nimmt sich die Zeit Ihn anzusehen.


Ansonsten geht’s mir gut
J Gestern war das „Footy Grand Final“, die Fussball-WM für Australien hahaha. Die ganze Stadt (ausser natürlich Hipster die toooo cool for school sind) war auf den Beinen um das Mega Spektakel zu feiern. Ich war morgens klettern und musste am MCG vorbeiradeln. Um 10 war schon die Hölle in den umliegenden Bars los. Der Frühling hat Melbourne erreicht, dass Wetter ist wunderbar, ich fühle mich wie eine Solaranlage, tanke Energie, die Stadt pulsiert und die Arbeit macht wahnsinnig viel Spass.

Smooooooootch aus dem lebendigen Melbourne, bis bald




Mit Gustav meinem Rad mit Seele in den Strassen Melbournes 











AFL (Australian Football League)





Footy im MCG (Melbourne Cricket Ground), ältestes Stadion Australiens



Farewell-Auszugs-Gartenparty






Farewell-Auszugs-Garten-Gallerieparty









Laufen am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen...




















Opossum in der Uni


Versteckt Klettern unter Brücken





















Umsonst und oeffentlich zugänglich!



Auch öffentlich zugänglich: unser Dach... Ich fühl mich tatsächlich wie eine Solarplatte



Sonnenuntergang an der Uni... Papageiengezwitscher inclusive