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Sonntag, 30. November 2014

FROHEN 1. ADVENT - WORT ZUM SONNTAG

Nein, ich hab nicht vergessen zu schreiben – ich war nur jeden Tag „Melbourne-busy“ :) 

Die letzten Wochen sind wie im Flug vergangen und ich kann nicht glauben dass meine Zeit hier schon fast vorbei ist!

Die Sonne brennt auf die Straße, man kann mittlerweile nicht mal mehr barfuß über die Straße gehen, weil man Blasen an den Sohlen entwickelt. Ich sitze im Schatten meines Lieblings Cafés, mit einem kalten Eiskaffee vom Feinsten und versuche den Anfang für meine Story der letzten Wochen zu finden.


Vielleicht beginne ich einfach bei Aron, meinem Lieblingsbarista. Immer wieder bin ich erstaunt wie viel Energie eine Person haben kann und was man alles erreichen kann, wenn man nur will. Er hatte einen Schlaganfall nach einer simplen Tonsillektomie mit 12 Jahren. Heute ist er Besitzer von zwei gut gehenden Cafés in Melbourne, träumt von einer Kaffeefarm in Costa Rica und seine Hemiparese hält Ihn davon bestimmt nicht ab. Ich habe in dieser pulsierenden, wundervollen Stadt soviel Menschen mit unglaublichen Lebensgeschichten getroffen und bin immer wieder inspiriert von deren Energie. Dazu gehören auch einige meiner Kollegen an der RMIT.

Meine „Head of School“ ist eine davon. Neben der Koordination des gesamten „Nursing Programms“, gibt sie zeitweise Unterricht und hat eine weitere Vollzeitstelle als „Head of Teaching and Learning“. Wie sie eine Familie samt Hund unterbringt ist mir immer noch ein Rätsel. Von Ihr und weiteren Kollegen konnte ich soviel lernen und jeden Tag war ich begeistert von der Energie, die sie mit in den Unterricht und ins Kollegium bringen.

Simulationstraining





Ein weiterer Kollege, einer unserer „casual teacher“, wird mir auch für immer im Gedächtnis bleiben. Er unterrichtet dass Fach „Indigenous Health“, ist ein Aboriginal und durch ihn und meine Chefin hatte ich die „once-in-a-lifetime-chance“, als „Clinical Educator“, zusammen mit ein paar Studenten, in einer Indigenen Community zu arbeiten. Das Projekt wurde vor einem Jahr von der Uni ins Leben gerufen und ist einzigartig in Victoria. Jede Uni, in der Nursing unterrichtet wird, muss in den nächsten Jahren das Fach „„Indigenous Health“ unterrichten. RMIT hat sich dieses aber schon vor einiger Zeit auf die Fahnen geschrieben und hat mit einem „Clinical Placement“ in einer indigenen Community, welches letztes Jahr ins Leben gerufen wurde noch eins draufgesetzt. Verschiedene Unis wollen mittlerweile Ihren Fuß in die Tür bekommen, was von der indigenen „Community“  strikt abgelehnt wird. Mein Kollege Jas, kommt ursprünglich aus dieser „Community“ und ist Teil der „Stolen Generation“, von der ich im letzten Eintrag berichtet habe. Jas wurde von einer weißen Familie adoptiert und ist in einem „Mainstream- Leben“ groß geworden. Seine Adoptiveltern haben, im Gegensatz zu vielen anderen Adoptivfamilien, den Sprung zwischen den zwei Welten geschafft und Ihn in den Sommerferien jedes Jahr zurück in die Community, zu seiner leiblichen Mutter geschickt. Dadurch hat er nie den Kontakt zu seiner Familie und deren Lebensart verloren. Als er die Schulzeit beendet hat wusste er lange nicht was er tun soll und besonders, für welches Leben er sich entscheiden soll. Seine Eltern haben Ihm daraufhin die Wahl gelassen, zurück in die Community zu gehen oder ein Studium zu beginnen und Ihm versprochen, egal welchen Weg er einschlägt, ihn finanziell und emotional zu unterstützten. Er entschied sich für die Community, seine leibliche Familie und Freunde. Nach zwei Jahren Erfahrung kam er zurück nach Melbourne und schlug den „Mainstream- “, den „weißen“ Weg ein.  Die nächsten 15 Jahre arbeitete er als, einer der damals wenigen, Aborigines bei Quantas, DER Fluggesellschaft in Australien. Vor ein paar Jahren entschloss er sich erneut zu einen Berufswechsel: Pflege, um der Community etwas zurück zu geben. Heute arbeitet er Teilzeit in einem der größten Krankenhäuser Melbournes im Emergency Department, Teilzeit in der „Victorian Aboriginal Community Controlled Health Organisation“ und nebenbei noch als Tutor und Lektor an der Uni. Die meisten Aborigines haben nicht soviel Glück wie er. Die Lebenserwartung ist deutlich kürzer (Killer No 1 ist Alkohol), der Lebensstandard deutlich geringer und die Jobaussichten wesentlich schlechter (alles im vorhergehenden Eintrag).

Die besagte Community ist in East Gippsland, in Victoria, nähe Lakes Entrance. Wunderschöne Gegend, direkt am Meer.

Indigene Menschen wurden dort in eine Mission zusammengepfercht und es wurde versucht, sie dem westlichen Standard anzugleichen bzw. „auszubrüten“. Viele der ungefähr 200 „Dorfbewohner“ (Jas hat mich immer ausgelacht wenn ich vom Dorf gesprochen habe) waren Teil der „Stolen Generation“, welche irgendwann zurück in die Mission gezogen sind. Vor ein paar Jahren hat die Regierung das Land, auf dem die Mission war, als „Trust“ der Community geschenkt. Damit ist es ein Privatgrund und deshalb „geschlossen“, heißt man benötigt eine Genehmigung von den „Elders“ um das Land zu betreten. In der Mission (wird immer noch Mission oder Trust genannt) befindet sich auch ein Health Care Center, in dem unsere Studenten Blutdruck messen, Blutabnehmen und weitere gesundheitsfördernde Maßnahmen unter unserer Aufsicht durchführen durften. Im Fokus stand allerdings die kulturelle Erfahrung, weshalb mein Kollege und ich uns einen Plan zurecht gemacht haben, wie wir dies am Besten gestalten. Während ich eine Liste geschrieben habe, meinte er nur „wir gehen mit dem Flow...  Blackfella time!“. Letztendlich ist es eine Mischung aus Beidem geworden :)

Die Community ist eine kleine Halbinsel im See mit Zugang zum offenen Meer. Der nächste Supermarkt ist 30 km entfernt, die nächste Schule 20km. Ein Bus kommt täglich um die Kids abzuholen, um dass Land ansonsten zu verlassen benötigt man ein Auto. Wer ein solches nicht besitzt ist mehr oder minder auf die Nachbarn oder Familienmitglieder angewiesen.  Die Regierung vergibt Pakete (ähnlich wie unser Hartz System) an die arbeitslosen Menschen und Löhne an die Minijobber. Dazu zählen: Rasenmäher, Holzhacker, Kuhtreiber (es gibt Rinder in der Community) etc. Jeden Morgen um 7 waren wir auf dem „Trust“, der Mission, im Frückstücksprogramm involviert, mein Lieblingsteil unseres Aufenthalts. Alle Schulkinder, die morgens in den Gemeinschaftsraum kommen, erhalten Frühstück und ein Lunchpaket. Hört sich nicht spannend an, aber hier bekommt man ein Gefühl für das Leben. Welche Mama bringt Ihre Kinder pünktlich, welche Kinder kommen alleine, wie sind sie angezogen, wie sehen Zähne und Haare aus, im Gespräch mit den Eltern bekommt man mit wer letzte Nacht betrunken war, wer Pay-day hatte, also wer Lohn bekommen hat: sehr wichtig, denn in dem Haus steigt die Party etc. Durch das Frühstücksprogramm habe ich viel mehr über die Community, das Leben dort und die Gesundheitsprobleme erfahren und VERSTANDEN als ich jemals in einem Krankenhaus erfahren hätte. So konnte ich die Theorie aus aus den Vorlesungen mit dem realem Leben verknüpft. Da ich mit Sätzen wie „lamentieren bringt jetzt nichts, die Situation ist jetzt so... Ez pack mas einfach an!“ aufgewachsen bin war es anfänglich sehr schwer für mich zu verstehen, warum es immer noch zu einer verkürzten Lebenszeit und schlechten Standards in indigenen Communitys kommt. Die jetzige Generation ist nicht mehr Teil der Stolen Generation und doch ist der Gesundheitszustand schlechter als bei weißen australischen Kindern. Es ist ein Teufelskreislauf, die Eltern leiden an Depression und Suchtproblemen und sind die einzigen Vorbilder der Kids, Rassismus in ländlichen Gebieten verstärkt dass Problem. Durch Bildung und Gesundheitsvorsorge kann dies hoffenlich in den nächsten Jahren verhindert werden kann. Irgendwie hoffe ich, dass ich den Mädls, mit denen ich jeden Morgen vor der Schule geratscht habe, ein Vorbild sein konnte und sie weiterhin zur Schule gehen und einen Abschluss erhalten. Die Studenten habe sich teilweise schwer getan, besonders weil sie etwas jünger sind und nicht wussten wie sie mit den Eltern ins Gespräch kommen sollen, aber Jas hat jeden involviert und so hatten wir zwei wahnsinnig interessante, lehrreiche, unvergessliche zwei Wochen.



 
Die Woche vor und die Woche nach der Community habe ich in einer Klinik mit anderen Kollegen verbracht. Pro Schicht hat ein „Clinical educator“ acht Studenten auf verschiedenen Stationen. Jeder „Schüler“ ist mit einer Buddy-nurse gepaart, heißt eine registrierte Pflegekraft arbeitet mit einem Studenten pro Schicht zusammen und der „clincial educator“ kommt unangekündigt vorbei um verschieden Skills zu prüfen. An zwei Tagen durfte ich auf Intensivstation arbeiten und zusammen mit einer ehemaligen Pflegekraft aus der Schweiz haben wir dort vier Studenten betreut. Zusammenfassend kann ich sagen: so sehr ich von dem theoretischen Wissen der Studenten hier begeistert bin (Herztöne abhören, Reflexe testen, Ultraschall, Katheter legen...), die deutschen Krankenpflegeschüler sind, wenn es um Basic skills der Patientenversorgung geht, um Meilen besser. Dafür haben die australischen Studenten nach Ihrem dreijährigen Studium ein „Grad-year“, in dem sie auf Station arbeiten,  einmal pro Woche einen „Teaching-day“ haben und unter Supervision stehen. Kann ich als nächstes in einem Land arbeiten in dem es den Mittelweg gibt? Her mit den Tipps Leute! Mehr dazu in meinem Vortrag an der Uni daheim im März :)

Mein Neues Hobby: Segeln. Warum hat mir bisher niemand erzählt wie viel Spaß es macht? Nächstes Jahr wird definitiv der Tegernsee mit einem Katamaran unsicher gemacht!!! Piratenfreunde zuhause: macht Euch bereit und hisst die Segel! Wir haben am Samstag in der Bay in Melbourne den ersten Platz mit einem zweier Katamaran gemacht. Dass liegt aber vor allem an den Skills meines Arbeitskollegen,  der seit ungefähr 45 Jahren segelt. Hahahahah Egal, mein Job als Matrose(in) war um Längen besser als dass Ding zu lenken! Eingeklinkt wie bei Klettern stand ich am Rand des Katamarans, nach außen gelehnt, um Ihn vor dem Kippen zu bewahren, beim „tacking“ oder „jibing“ habe ich die Segel gehisst und bei Rückenwind den Kite flattern lassen! Unter uns 40 cm grosse Jellyfische, die Sonne im Nacken und das eiskaltes Baywasser auf dem Wetsuit. Schön langsam wird’s schwierig zu sagen „BEST DAY EVER“, weil ich soviele wunderbare Sachen erlebe, aber ich hätte mir beim Besten Willen keinen besseren Samstag Nachmittag, bei den Temperaturen vorstellen können!






 DER KATAMARAN





MELBOURNE BAY - WILLIAMSTOWN



Temperatur: Es ist heiß! So heiß, dass mein Lippenstift in meiner Handtasche schmilzt. Meine Mitbewohnerin lacht nur und meint: dass passiert ihr ständig im Sommer.. Ja, im Sommer! Aber doch nicht im Frühling!! Hahahaha Kaum kommt die Sonnen raus sitzen alle im Kaffee oder Park und lassen die Seele baumeln. Ich radl lieber 40 Minuten zum Klettern mit Freunden und Boulder mir den nächsten Muskelkater herbei :) Heute dachte ich tatsächlich ich werde an einem Hitzeschlag sterben!

Dass wars mit meinem Wort zum Sonntag! Ich hoffe es geht allen zuhause gut, die Kamine sind schon angeschürt, Glühwein steht schon bereit und die ersten Weihnachtsfeiern sind nicht zu sehr eskaliert hahahaha

Fühlt Euch alle herzlichst umarmt und einen Frohen 1. Advent 
 

 
XX Miriam

PS: „LOL“ heisst übrigens „Laughing out loud“ und nicht „Lots of love“. Ein Arbeitskollege hat mit einem –LOL- das Beileidschreiben anlässlich des Todes der Mutter seines Freundes unterschrieben. Kam nicht gut an hahahahahaha




VICTORIA MARKET













KEINER KANN VERSTEHEN WARUM ICH STÄNDIG AUSFLIPPE - WHAT? WIE FANTASTISCH IST DENN BITTE AUSTRALIENS WILDLIFE! 





FUCK OFF! (ACHTUNG LANGUAGE!) HAHAHAHAHA


WHAAAAT?