Schon seit zwei Monate bin ich hier in “Down
under” und hab es seit Wochen nicht mehr geschafft irgend etwas in meinen Blog
zu kritzeln.
Ich will Euch gar nicht mit meinem “Work-life-balance-problemen” langweilen, deshalb schneide ich ein Thema an, welches mir sehr am Herzen liegt. Leider bekommen wir im “Westen”, so zumindest mein Eindruck, sehr wenig mit was hier politische passiert. Mal von der umstrittenen “Toni Abott Regierung” abgesehen, liefen oder laufen hier ein paar Dinge gewaltig schief…. Lasst uns ein paar Jahrhunderte zurück gehen.
Ich will Euch gar nicht mit meinem “Work-life-balance-problemen” langweilen, deshalb schneide ich ein Thema an, welches mir sehr am Herzen liegt. Leider bekommen wir im “Westen”, so zumindest mein Eindruck, sehr wenig mit was hier politische passiert. Mal von der umstrittenen “Toni Abott Regierung” abgesehen, liefen oder laufen hier ein paar Dinge gewaltig schief…. Lasst uns ein paar Jahrhunderte zurück gehen.
Indigene Flagge
In meinem ersten Eintrag hab ich kurz über
Niederländer und Engländer und die Eroberung von “Terra Australia” geschrieben.
James Cook ist 1770 in Australien mit seinem Segelschiffchen aufgekreuzt und
hat dass Land zum Besitz der englischen Krone erklärt.... doch was war davor?
Woher kam die Aborigines ursprünglich? Man geht davon aus dass die Wurzeln in Afrika liegen. Durch eine weitere Einwanderungswelle vom indischen Subkontinent und Indonesien entwickelte sich die Kultur weiter. Außerdem wird hier in Australien immer von „Aborigines und Torres Strait Islanders“ gesprochen. Die letzteren sind ein eigener Stamm, welche sich nicht zu den ersteren zählen. Sie leben im Norden von Queensland. Ihre Kultur ist stark beeinflusst von Zentralaustralien aber auch von Papua Neu Guinea.
Was gibt einem dass Recht ein Volk dass seit
40 000 – 60 000 Jahren in einem Land lebt zu ignorieren? Ich habe mir schon in
Latein-, und Mittelamerika Gedanken dazu gemacht. Als die Eroberer in Down
under ankamen lebten hier ca 700 verschieden indigene Gruppen, mit
unterschiedlichen Kulturen und verschiedenen Sprachen. Dies macht es auch ein
wenig schwierigen den Hintergrund zu beschreiben. Der Großteil der Aborigines war
ein Nomadenvolk. Von Generation zu Generation wurde dass Wissen über das Land,
Flora und Fauna, weitergegeben. In der Regensaison zogen sie in den Teil des
Landes, welcher weniger überschwemmt war, dafür umso ertragreicher war, sie
brannten Eukalyptus Bäume nieder, da diese nur Samen ausschütten wenn sie
verbrannt werden, betrieben Fischerei, usw. Sie waren über den ganzen Kontinent
verstreut und hatten sich an die jeweiligen Klimabedingungen angepasst. Da die Aborigines
allerdings nie an einem Ort in Häusern lebten oder das Land bewirtschafteten,
wie die Europäer, gingen die “Eroberer” davon aus, dass Ihnen dass Land nicht “gehörte”.
Die Engländer nannten es deshalb “Terra nullis” – Niemandsland und hissten 1788
die “Union Jack”.
Als Dreamtime wird der Glauben
der Aborigines bezeichnet. Es beginnt mit der Schöpfungsgeschichte, den
Ahnengeistern wie der Regenbogenschlange oder dem „Großen Känguru“, welche das
Land und alle Lebewesen erschufen und prägten. Deshalb glauben sie in erster
Linie nicht an unsichtbare Geister sondern an Felsformationen oder einen
Flussverlauf der durch die Regenbogenschlange geprägt wurde. Auch Reinkarnation
spielt eine Rolle, alle Pflanzen oder Tiere waren irgendwann Menschen. Göttliche
Wesen werden in drei Kategorien eingeteilt: Die Schöpfungsfiguren, die Ahnen,
und die „Totem Beings“. Durch die Dreamtimestorys wurde auch das Wissen von
Generation zu Generation weitergebeben und weiterentwickelt. Die Geister, Pflanzen und die Landschaft sind
in vielen Felsenmalereien festgehalten worden, wodurch man heute Zugang zur
Vergangenheit hat. Es gibt verschiedene Versionen der Dreamtime, welche je nach
Geschlecht, Alter oder Zugehörigkeit weitergegeben wird. Nicht mehr weit
verbreitet sind die Riten wie Tänze und Gesänge für die Naturgötter allerdings
gibt es noch den wichtigsten Brauch der „Inition“. Dieser dauert bis zu
mehreren Wochen mit nächtlichen Gesängen, Tänzen, „Storytelling“. Hier werden
die Dreamtime Storys an Jugendliche weitergeben. Danach werden die männlichen
Jugendlichen am Oberkörper geschnitten. Die Narben sind ein Zeichen von
Heiratsfähigkeit. Eine weitere wichtige Zeremonie ist die Beerdigung. Die Aborigines
bemalen sich weiß, ritzen sich selbst, tanzen und singen um dafür zu sorgen
dass die Seele des Toten zurück zum Geburtsort kehrt, an dem sie später wieder
geboren wird.
Wie oben schon festgehalten ist es schwer
„die Aborigines“ zu beschreiben. Auch sie selbst haben Probleme ihre eigene
Kultur zu beschreiben. Einerseits sind sie sehr stolz auf Ihre Kultur und
wollen sie mit anderen Teilen, andererseits wurden eben Dreamtime Storys in
verschiedenen Versionen erzählt und gewissen Geheimnisse nur an die „elderly“,
die Ältesten weitergeben. Um die Kultur und Traditionen zu wahren wird versucht
dies weiterhin zu pflegen. Dies macht es natürlich schwer für Außenstehende
alle Hintergründe und Verhaltensweisen zu verstehen.
Als die Engländer mit der „first fleet“
eintrafen wurde sie von den Aborigines freundlich empfangen. Es kam zum
Tauschhandel, da sich die Neuankömmlinge noch nicht selbst versorgen konnten.
Allerdings waren die Tauschaktionen nicht wirklich fair, so wurden z.B.
Werkzeug und Waffen gegen Land eingetauscht, bis die indigene Bevölkerung in
kleine Communitys zurückgedrängt wurden. Stellt Euch vor Ihr wisst nicht was es
heißt ein Grundstück, also ein Stück Erde „zu besitzen“. Aborigines haben ein
anderes Verhältnis zur Erde, sehen sich ihr „Pfleger“ und versorgen sich im
Austausch mit Fleisch und Pflanzen. Im Verlauf kam es zu heftigen
Auseinandersetzungen zwischen den Völkern. Da die Siedler anfingen
Landwirtschaft und Viehzucht zu betreiben und die Indigenen zurückgedrängt
hatten, blieb diesen der Ursprüngliche Zugang zu Nahrung verwehrt. Sie begannen
Schafe und Rinder zu jagen. Dies war einer der Gründe warum es zu geplanten
Massakern an der Indigen Bevölkerung kam. In Tasmanien z.B. wurde die gesamte
indigene Bevölkerung ausgelöscht.
Ein weiteres Problem, welches mit den
„Eindringlingen“ kam, waren Krankheiten. Aborigines hatten keine Abwehrkräfte gegen
Pocken und Influenzaviren. Zudem brachten die Europäer Geschlechtskrankheiten
ins Land. Die indigene Bevölkerung schrumpfte von geschätzten 400.000 –
1.000,000 auf 50.000 Menschen zusammen.
Um weitere Eskalationen zu vermeiden wies die
Regierung den Indigenen eigene Protektorate zu. Nach dem Vorbild von Weißen
Siedlern sollten sie dort eigene Communities aufbauen. Ich finde dass einfach
nur verrückt! Das war Mitte des 19. Jahrhunderts.
1890-1937 gab es den „Aboriginal Protection
Act“ in Victoria. „Chief Protectors“ erhielten die Kontrolle über Wohnort,
Arbeit, Leben und dass Leben der Kinder von Aborigines. Sie mussten westliche
Kleidung tragen, wurden von Familien getrennt, durften Ihre Kultur und Sprache
nicht mehr ausüben und verloren so gänzliche den Bezug zu Ihrer Identität. Doch
dass schlimmste kommt erst noch. Die „Assimilation policies” von 1938 1968. –STOP-
. Den Zeitraum nicht beim Lesen überfliegen! 1968!!! Die Zeit der sexuelle
Revolution in vielen Teilen der Erde, die Zeit der Bürgerbewegungen, das Jahr
in dem Martin Luther King umgebracht wurde und dass Jahr in dem Owen Wilson und
Will
Smith geboren wurden.
Was sind die „Assimilation policies”? In der “Aboriginal Welfare - Conference of Commonwealth and State Authorities“ wurde die „integration“ der Indigen Bevölkerung in die „Weiße“ Bevölkerung beschlossen. Hört sich vorbildlich an, war aber alles andere als das! Das ganze geschah nämlich ob sie dass wollten oder nicht!
Was sind die „Assimilation policies”? In der “Aboriginal Welfare - Conference of Commonwealth and State Authorities“ wurde die „integration“ der Indigen Bevölkerung in die „Weiße“ Bevölkerung beschlossen. Hört sich vorbildlich an, war aber alles andere als das! Das ganze geschah nämlich ob sie dass wollten oder nicht!
„In 50 years we should forget that there were any Aborigines in
this country.“
—A.O. Neville, Western Australian Chief Aboriginal Protector
(In 50 Jahren werden wir vergessen haben dass es irgendwelchen
Indigen in diesem Land gab.)
„The governments in the 1930s said children had to be taken away from their parents because the influence of their own communities was immoral and they were in danger of abuse and neglect, but the real agenda then was to de-Aboriginalise them.“
—Michael Anderson, Aboriginal leader
(Die Regierung in den 30igern veranlasste dass Kinder von Ihren
Eltern getrennt wurden, weil deren Einfluss und der, der Communities
unmoralisch war und sie in Gefahr von Missbrauch und Vernachlässigung waren.
Die eigentliche Agenda war allerdings sie zu De-Aboriginalisieren.)
Kinder wurden ohne Vorwarnung aus den Communities 1000 von
Kilometern weit verschleppt, in weissen Familien untergebracht, christlich
erzogen, zu Hausmädchen oder billigen Arbeitskräften gemacht. Man versuchte zu
erreichen die Aborigines „auszuzüchten“, das Wort „debreed“ wurde tatsächlich
verwendet. Der Plan war, nach ungefähr vier Generationen keine Aborigines mehr
im Land zu haben. Diese Vorgehen, gegen sämtliche Menschenrechte, ging als
„Stolen Generation“ in die Geschichte ein.
Insgesamt wurden ca. 35.000
Kinder also ungefähr jedes 3 – 10 Kind aus der Familie gerissen. Seit 1998 gibt
es den National Sorry Day, welcher aber nicht amtlich ist. Am 13. Februar 2008
hielt der Premierminister bei seiner Rede zur Amtseröffnung eine Entschuldigungsrede.
Dies war unter anderem Teil der Wahlkampagne. Die Opposition sprach sich
ausdrücklich dagegen aus.
Die Folgen der Politik, im Zusammenhang mit
der Indigenen Bevölkerung, sind vehement. Die Lebenserwartung ist ungefähr 15
Jahre kürzer als die der weißen Australier. Die Kindersterblichkeitsrate ist
immer noch 3 mal höher. Diabetes,
Nierenversagen, kardiovaskuläre Krankheiten sind vielfach höher in der
Indigenen Bevölkerung als bei den „weißen“ Australiern. Melbourne hat ein sehr großes
Problem mit Crystal Meth. Am meisten betroffen sind allerdings Aborigines, da sie
sich unter anderem aufgrund Ihrer Vergangenheit und der immer noch
vorherrschenden Diskriminierung in Alkohol und Drogenabusus stürzen.
Jeden Donnerstag gehe ich zu den Gastdozenten im Kurs „Indigenous Health“ und jedes mal werde ich auf Neue aus meiner heilen Welt gerissen. Die Studenten im zweiten Jahr geben außerdem in 3er Gruppen kleine Präsentation zu diversen Krankheitsbildern. In dem Kurs kann ich meist „crossmarken“, also Noten geben und diese mit meinen Supervisoren vergleichen. Eine gute Übung, was mein Praktikum angeht, aber mehr noch eine wunderbare Lernmöglichkeit für mich zum Thema „Indigenous Health“.
Jeden Donnerstag gehe ich zu den Gastdozenten im Kurs „Indigenous Health“ und jedes mal werde ich auf Neue aus meiner heilen Welt gerissen. Die Studenten im zweiten Jahr geben außerdem in 3er Gruppen kleine Präsentation zu diversen Krankheitsbildern. In dem Kurs kann ich meist „crossmarken“, also Noten geben und diese mit meinen Supervisoren vergleichen. Eine gute Übung, was mein Praktikum angeht, aber mehr noch eine wunderbare Lernmöglichkeit für mich zum Thema „Indigenous Health“.
Ich hoffe die ganzen Informationen und
Buchstaben haben Euch nicht abgeschreckt alles zu lesen. Es gibt einige gute
Internetseiten darüber, allerdings muss man aufpassen von wem sie publiziert
wurden da oftmals einiges beschönigt wird. Ich habe die meisten Infos aus den
Vorlesungen und teileweise aus den zwei Internetquellen unten herangezogen.
http://www.creativespirits.info/aboriginalculture/history/aboriginal-history-timeline-2000-today
Ein guter Film dazu, den ich schon ein paar
interessierten Freunden ans Herz gelegt habe:
Rabbit Proof Fence
Ich hoffe der eine oder andere nimmt sich die
Zeit Ihn anzusehen.
Ansonsten geht’s mir gut J Gestern war das „Footy Grand Final“, die Fussball-WM für Australien hahaha. Die ganze Stadt (ausser natürlich Hipster die toooo cool for school sind) war auf den Beinen um das Mega Spektakel zu feiern. Ich war morgens klettern und musste am MCG vorbeiradeln. Um 10 war schon die Hölle in den umliegenden Bars los. Der Frühling hat Melbourne erreicht, dass Wetter ist wunderbar, ich fühle mich wie eine Solaranlage, tanke Energie, die Stadt pulsiert und die Arbeit macht wahnsinnig viel Spass.
Smooooooootch aus dem lebendigen Melbourne, bis bald
Ansonsten geht’s mir gut J Gestern war das „Footy Grand Final“, die Fussball-WM für Australien hahaha. Die ganze Stadt (ausser natürlich Hipster die toooo cool for school sind) war auf den Beinen um das Mega Spektakel zu feiern. Ich war morgens klettern und musste am MCG vorbeiradeln. Um 10 war schon die Hölle in den umliegenden Bars los. Der Frühling hat Melbourne erreicht, dass Wetter ist wunderbar, ich fühle mich wie eine Solaranlage, tanke Energie, die Stadt pulsiert und die Arbeit macht wahnsinnig viel Spass.
Smooooooootch aus dem lebendigen Melbourne, bis bald
Mit Gustav meinem Rad mit Seele in den Strassen Melbournes
AFL (Australian Football League)
Footy im MCG (Melbourne Cricket Ground), ältestes Stadion Australiens
Farewell-Auszugs-Gartenparty
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Laufen am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen...
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Umsonst und oeffentlich zugänglich!
Auch öffentlich zugänglich: unser Dach... Ich fühl mich tatsächlich wie eine Solarplatte
Sonnenuntergang an der Uni... Papageiengezwitscher inclusive